Ein paar Gründe, warum Muffen (Schraubeinsätze) besser für geschraubte Gitarrenhälse sind

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Hattest du auch schon mal das Gefühl, wenn du eine Strat oder Tele mit Schraubhals gespielt hast, dass irgendwas nicht stimmt? Die Gitarre ist eigentlich klasse, sieht großartig aus, hat fantastische Pickups, aber trotzdem: irgendetwas fehlt! Die Ansprache ist nicht gut, es fühlt sich irgendwie nicht gut an. Vielleicht können Schraubeinsätze für die Gitarrenhalsverbindung hier helfen!

Ist das Sustain nicht so richtig gut? Hast du “Dead Spots” auf dem Griffbrett gefunden, die deine Sololäufe killen?

Vielleicht ist es die Halsverbindung, die nicht perfekt ist. Hast du den Hals schon mal abmontiert? Vielleicht bei einer klassischen Fender, bei der die Halsstabschraube unten am Hals ist? Oder hast du Die Gitarre, vielleicht mit einem Bausatz, selbst montiert? Oder hast du den Body neu lackiert? In all diesen Fällen hast du die Halsschrauben entfernt, den Hals ab- und wieder anmontiert.

Holzschrauben sind keine nachhaltige Verbindungstechnik für Gitarren mit geschraubten Hälsen

Die typischen Fender Halsschrauben sind Teil des ursprünglichen Designs von Leo Fender. Dieses stammt aus der Zeit, als er versucht hat, mit den einfachsten und preisgünstigsten Mitteln richtig gut klingende Gitarren zu bauen. Er war für die Gitarrenindustrie sozusagen was Henry Ford für die Autoindustrie war, als er die Fließband- Fertigung für Autos erfand. Leo erfand jede Menge neue und bewusst einfache Lösungen für den Gitarrenbau, oft mit Teilen und Materialien, die bereits fertig erhältlich waren (z.B. auch Autolack!). So konnten gute Gitarren in großen Stückzahlen zu erschwinglichen Preisen auf den Markt gebracht werden, deren Qualität und Design uns heute noch begeistern, mal ganz abgesehen vom Sound! Er hätte wohl selbst kaum gedacht, dass seine Produkte noch 70 Jahre später nahezu unverändert eingesetzt werden. Und wahrscheinlich auch in 70 Jahren immer noch geschätzt werden! 

Holzschraubenverbindungen sind aber leider nicht für diese Zeitspannen ausgelegt…

Die Zeit nagt an den Materialien und Verbindungen, auch bei den besten Instrumenten. Eine Schraubverbindung in Ahornholz ist o.k., solange man sie in Ruhe lässt, und nicht durch An- und Abmontieren des Halses belastet. Wenn Du es dennoch mal machen musst: Prüfe die Halsplatte: Die Schrauben nicht zu sehr anzuziehen, fest ist fest genug. Ein bisschen Wachs auf die Schraube kann das Gewinde im Bohrloch schützen.

Was passiert eigentlich beim Einsatz von selbstschneidenden Holzschrauben?

Stell dir vor was geschieht, wenn du eine Holzschraube zum ersten Mal in ein Bohrloch drehst: Sie muss sich ihr eigenes Gewinde schneiden, also wertvolle Holzfasern an der der Bohrlochwand zerschneiden und verdrängen, um Platz für das Schraubengewinde zu schaffen. Jetzt stell dir vor was geschieht, wenn du die Schraube wieder herausdrehst, den Hals ab und wider anmontierst, die Schrauben einsetzt und drehst…

Es ist der reinste Horror. Die Schraube wir sich vielleicht leicht verkanten, das ursprünglich geschnittene Gewinde im Holz wird vielleicht nicht richtig erwischt und die Schraube nagt sich ein zweites Mal ins teure Tonholz. Katastrophe! Die Sägespäne rieseln dir schon entgegen, die Schraube hat keinen richtigen Halt mehr, und dann passiert es: Worst Case! Du überdrehst die Schraube, das Gewinde im Holz ist im A*, Exitus, Ende Gelände. Tausende von Gitarrenhälsen mit dieser “Krankheit” sind auf der Welt als Zombies unterwegs! Wunderschöne Gitarre, aber: Hals kaputt.

Nie den Akkuschrauber verwenden!

Hast Du  den Akkuschrauber auch immer griffbereit, um langwierige Schrauberei zu beschleunigen? Ganz schlechte Idee in diesem Fall.

Ist mir auch schon passiert: es muss schnell gehen, man ballert die Schrauben fest, und zack, sie dreht durch. Oh no!!!

Du siehst das Ergebnis dann, wenn du den Hals wieder abnimmst… Holzkrümel rieseln aus dem Gewinde. Die traurige Bestätigung, dass du deinem fantastischen Hals Leid zugefügt hast. Der Hals wird nie mehr eine perfekte akustische Verbindung mit dem Body eingehen können. Die verbliebenen Schrauben müssen die Arbeit der kaputten Verbindung übernehmen, mit dem Ergebnis, dass der Hals möglicherweise schief sitzt, eine Lücke in der Halstasche bildet, oder anderes Ungemach entsteht.

Stell dir mal vor, du willst einen Lautsprecher in ein Gehäuse einbauen und “pfuschst” die Schrauben nur halbfest ins Holz. Der Lautsprecher wird rappeln, es zieht Luft am Speaker vorbei, usw. Mit anderen Worten: der Lautsprecher kann seinen Sound nicht richtig entfalten. EXAKT das Gleiche passiert bei einer schlechten Halsverbindung: Die Schwingungen vom Hals (für viele Gitarrenbauer das wichtigste Element in der akustischen Konstruktion der Gitarre) können nicht sauber an den Body und somit auch an die Pickups übertragen werden. Wer will das schon?

Deutsche Technik aus den Sixties hat die Lösung!

Hopf Saturn 63, Mit metrischen Bolzenschrauben und Schraubeinsätzen

Ich war angenehm überrascht, als ich bei der Restauration dieser Hopf Saturn 63 Gitarre gesehen habe, dass die deutschen Gitarrenbauer in den Frühen Sechzigern bereits ‚moderne’ Holzverbindungen eingesetzt haben.

Diese schöne Gitarre ( gebaut ca. 1963, übrigens das Symbol des Starclub in Hamburg, wo die Beatles (und übrigens auch Black Sabbath) sich ihre ersten Sporen verdient haben) hat einen “Everstraight” Hals, eine Leimholz/Sperrholz-Konstruktion, die sich “nie” (leider nicht ganz nicht wahr) verziehen sollte, und deshalb auch keinen Stahlstab eingebaut hatte. Ich denke die Kollegen wollte damals einfach die Mühe für den Einbau des Stahlstabes sparen..

Jedenfalls ist es wohl definitiv keine gute Idee, in dieses Material eine Holzschraube zu drehen. So entschied man sich für Stahlbuchsen (a.k.a. Muffen, Gewindeeinsätze), die in das Holz gedreht werden. Die Bolzen (Maschinenschrauben) werden dann in das inneres Gewinde in den Buchsen eingedreht, und können verschleißfrei beliebig oft montiert werden. Genial!

Ibanez hat früher auch MAL Schraubeinsätze verwendet

Ich habe eine Roadster von 1979, ( nicht Roadstar, die kamen erst später), diese hat auch schon eine hochwertige Halsverbindung ab Werk.

Als ich diese auseinandergenommen habe um den Body neu zu lackieren, war ich ebenfalls angenehm überrascht: Diese Gitarren waren ab Werk mit einer Bolzen/Muffen Verbindung ausgestattet. Ibanez hat sogar ein patent dafür beantragt: QUADRA-LOCK FOUR-BOLT NECK MOUNT. Die Verbindung ist wirklich super stabil, mit professionellen Hex-Schrauben, die in Hülsen Im Body sitzen. Japanisches Engineering, Respekt! Um den klassischen Look zu wahren, wurden diese High-Tech Verbinder unter einer Abdeckung versteckt. Die Einsätze wurde etwa 0.5 cm ins Holz eingelassen, damit sie nicht am Rand ausbrechen können. Bei unseren Muffen ist das nicht nötig, die haben einen kleinen Rand, der einen sauberen Abschluss am Bohrloch sicherstellt.

Warum Ibanez das nicht mehr so macht…? Wohl eine Kostenfrage.

 

Ibanez Roadster von 1979, eine Metallplatte verbirgt die High-Tech Verbindung.

Ibanez 1979 Roadster: Die Schraubeinsätze sitzen ca. 0.5 cm vertieft im Holz.

Wenn man sich noch tiefer in diese spannende Thematik hineinwühlt, findet man immer mehr: Framus hat auch eine moderne und sehr raffinierte Verbindungstechnik am Start, die sie für Ihre Top Modelle verwenden. Hier werden ebenfalls Schraubmuffen verwendet. Viele Gitarrenbauer verwenden ebenfalls Schraubmuffen, Ed Roman macht das schon seit den 80ern so siehe auch hier: sein “direct coupling concept”.

Wie es begann…

Als seiner der ersten Firmen hat RAMPA die Schraubmuffe vor vielen Jahren auf den Markt gebracht. Ein deutscher Ingenieur hat dieses Konzept erfunden. Viele Holz-Handwerker und Möbelbauer sind ihm seit dem für dieses einfache aber geniale Konzept dankbar. Zunächst gab es die Muffen nicht mit dem praktischen Hex System, sondern mit einem einfachen, großen Schlitz über die Breite. Wir finden die neueren Versionen mit Hex-Schlüssel-Antrieb und Rand am besten geeignet für den Einsatz an der Gitarre. Die Original RAMPA Muffen sind recht teuer, aber qualitativ natürlich das Beste auf dem Markt. Wir überlegen, diese in unser Sortiment aufzunehmen, lass uns wissen, ob dich das interessiert!

Kennst du noch mehr Gitarren mit interessanten Halsbefestigungs-Techniken? Schreib doch mal was in den Kommentar! Danke.

1 thought on “Ein paar Gründe, warum Muffen (Schraubeinsätze) besser für geschraubte Gitarrenhälse sind”

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